Im ersten Teil der Blogger Relations-Serie haben wir bereits auf einen der zentralen Unterschiede zwischen Bloggern und Journalisten hingewiesen: Journalisten gehen ihrer Tätigkeit primär nach, um Geld zu verdienen, Blogger bloggen in der Regel, weil es ihnen Spaß macht. Blogger müssen nicht jeden Tag „Seiten füllen“, sie bloggen im Normalfall dann, wenn ihnen ein Thema interessant vorkommt. Natürlich ist bei Journalisten auch immer etwas Idealismus im Spiel, und manch Blogger ist in der Lage, sich durch Werbeschaltung oder Affiliate-Programme etwas Geld hinzuzuverdienen, aber grundsätzlich sehen Journalisten ihre Tätigkeit als Arbeit an, Blogger hingegen als Hobby.
Dies hat zur Folge, dass viele Vorgehensweisen aus der klassischen Medienarbeit nicht auf die Blogger Relations übertragen werden können, selbst wenn die PR-Agentur damit jahrelang bei unterschiedlichen Zeitungen und Zeitschriften einen (verdienten) Erfolg – also Veröffentlichungen im Sinne der Kunden – erzielen konnte. Blogger Relations werden vollkommen zu Recht als eigenständiges Gebiet der Digital Relations angesehen, es sind also nicht nur andere Herangehensweisen gefragt, sondern es lauern auch Fallstricke, in die so manch unerfahrener „Kommunikationsexperte“ tappen kann. Um das zu verhindern, haben wir von Görs Communications ein paar typische Fehler im Umgang mit Bloggern zusammengestellt.
Ein Modeblogger ist kein Politikblogger
Der erste Fehler ist uns bereits selbst in den ersten beiden Absätzen unterlaufen: Man sollte Blogger niemals über einen Kamm scheren. Es gibt nicht nur unzählige unterschiedliche „Blogger-Welten“, von den Politik-Blogs über Tech-Blogs und Science-Blogs bis hin zu Fashion- und Reiseblogs, sondern die meisten Blogger verstehen sich als Individualisten. Neben den Pressemitteilungen sollte man deshalb auch auf alle anderen Arten von Massenaussendungen verzichten – manch Blogger reagiert auf unverlangt eingesendete Mail derart allergisch, dass er über den „PR-Spam“ einen Blogartikel verfasst, man kreiert also unfreiwillig Negativ-PR. Besser: Nicht nur individualisierte Anschreiben verschicken, sondern vorher auch das Blog lesen, damit man einen guten Eindruck vom Blogger bekommt und die Anschreiben entsprechend anpassen kann.
Jo, Alter, was geht ;)
„When in Rome, do as the Romans do“ ist generell immer ein guter Ratschlag, aber man sollte es damit nicht übertreiben. In den Augen vieler PR-Berater muss es sich bei Bloggern immer um Jugendliche handeln, und entsprechend flapsig wird dann auch formuliert, was mehr als kontraproduktiv ist. Ältere Blogger fühlen sich – verständlicherweise – durch so eine Sprache herabgesetzt, jugendliche Blogger empfinden dies als Anbiederung, man kann also nur verlieren. Besser: Einfach ganz normales Deutsch verwenden, also den Mittelweg zwischen Beamtendeutsch und Szeneslang finden.
Ich bin seit Jahren Fan von deinem Blog!
Im Umgang mit Bloggern ist Ehrlichkeit und Authentizität gefragt. Niemand wird gerne hinter das Licht geführt, deshalb sollte man immer ganz klar und ehrlich sagen, wofür man arbeitet und was man will. Auch sollte man niemals etwas versprechen, was man später nicht einhalten kann. In dem Moment, in dem der Blogger sich „verarscht“ vorkommt, verliert man schließlich nicht nur einen Kontakt in die Blogosphäre, man muss auch mit äußerst negativen Blogposts über sich, seine Agentur, den kunden oder das Produkt des Kunden rechnen.
Zu gewinnen gibt es eine Heizdecke!
Ein weiterer beliebter Fehler ist die Annahme, dass es sich bei Bloggern um arme Schlucker handelt, die für den letzten Mist so ziemlich alles machen. Wer sagt einem eigentlich, dass der Blogger, der abends und nachts über Mode bloggt, tagsüber nicht ein erfolgreicher Geschäftsmann ist? Und wie würden sie als erfolgreicher Geschäftsmann reagieren, wenn ihnen eine PR-Agentur oder ein Unternehmen ganz großzügig den letzten Nippes für einen positiven Blogpost anbietet? Deshalb sollte man sich genau überlegen, was man bei passender Gelegenheit – etwa einem Gewinnspiel – anbietet, im Zweifel sollte man auf ramschig wirkende Incentives lieber ganz verzichten.
Dauerwerbeschleifen
Bei diesem Punkt gibt es noch die größten Schnittmengen mit der klassischen PR-Arbeit: Dauerwerbeschleifen, in denen das Unternehmen und/oder die Produkte des Unternehmens über den Klee gelobt werden, wirken sowohl auf Journalisten, wie auch auf Blogger abschreckend. Natürlich soll gute PR die Marke, das Unternehmen oder die produkte immer in einem möglichst guten Licht erscheinen lassen, aber weniger kann dort auch immer mehr (Veröffentlichungen!) bedeuten – und Blogger winken sehr schnell ab, sobald sie mit „Werbequatsch“ belästigt werden.
Zu enge Vorgaben
Viele Blogger lieben ihre Unabhängigkeit. Und genau die wird untergraben, wenn der Blogger das Gefühl hat, er müsste enge „Vorgaben“ erfüllen. Und das gilt sowohl für inhaltliche Sachen, als auch für Links. Natürlich ist das Interesse an Links immer hoch, aber Blogger winken in der Regel ab, wenn man ihnen sagen will, wo und wie die Links gesetzt werden sollen. Besser: Den Blogger darum BITTEN, doch einen Link zu der eigenen Webseite zu setzen, und eben nicht die exakte Beschriftung der Permalinks einfordern.
… aber die Deadline!
Blogger interessieren sich in der Regel nicht dafür, welche Deadline ein PR-Berater oder eine PR-Agentur sich gesetzt haben. Deshalb ist es alles andere als förderlich, wenn man Druck auf die Blogger ausübt, doch bitte sofort etwas zu schreiben. Häufig liegt der Fehler sogar tiefer: Bei Blogger Relations sollte es eigentlich darum gehen, langfristige Beziehungen zu Bloggern aufzubauen. Stattdessen baut man kurzfristige Beziehungen auf, weil ein bestimmtes Event oder ein Produktlaunch anstehen – mit entsprechendem Misserfolg.
Blogger Relations sollten als eine langfristige Aufgabe angesehen werden, bei denen sich Blogger und Kommunikations-Verantwortliche auf Augenhöhe begegnen – und zwar so, dass nicht nur beide Seite profitieren, sondern der Umgang auch ehrlich und transparent ist.
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