Neue Zahlen zur alten Frage, wann ein Artikel stark geteilt wird: Zwei Professoren der University of Pennsylvania haben die Statistiken des Onlineangebotes der New York Times untersucht. Für die Studie „What Makes Online Content Viral?“ wurde den beiden Professoren Zugang auf die Auswertungen der „per Mail weiterempfehlen“-Funktion der New York Times gewährt, die Professoren haben auf Grundlage dieser Zahlenbasis ermittelt, wie ein Artikel rein statistisch beschaffen sein muss, damit er von den Lesern häufig geteilt wird.
Folgende Ergebnisse wurden dabei zutage gefördert:
- Size matters: Je länger, desto häufiger wird geteilt. Das Ergebnis verwundert etwas, wenn man sich die allenthalben erhobenen Klagen über die sinkende Aufmerksamkeitsspanne im Internetzeitalter vergegenwärtigt, aber die Zahlen der beiden Professoren weisen recht eindeutig aus, dass längere Artikel häufiger als kurze Artikel geteilt werden. Andererseits ist das Ergebnis aber insbesondere für Journalisten aber auch beruhigend: Der größere Aufwand lohnt sich offensichtlich, mit Kurzmeldungen, die hauptsächlich aus Presseagentur-Material bestehen, gewinnt man keinen Blumentopf.
- Wut, Furcht und Angst ziehen, Traurigkeit dagegen nicht. Je höher das Involvement ist, desto häufiger wird ein Artikel geteilt. Artikel, die Wut, Furcht und Angst („anger, awe, or anxiety“) auslösen, fesseln den Leser so sehr, dass er ihn mit Freunden/Bekannten teilt. Traurige Artikel hingegen sind eher ein Downer und werden deshalb kaum geteilt. Am effektivsten von allen Gefühlen ist die Wut, was auch nicht weiter verwundert, wenn man sich etwa in Deutschland Artikel über die GEZ-Gebühr und überhöhte Intendanten-Gehälter anschaut, die in steter Regelmäßigkeit in den sozialen Netzwerken die Runde machen.
- Emotionen auslösen. Artikel, die sehr sachlich geschrieben sind, werden kaum geteilt, Artikel dagegen, bei den das Herzblut der Autoren durchscheint, erfreuen sich hoher Beliebtheit.
- Nützliche, überraschende und interessante Meldungen verbreiten sich stärker. „Interessant“ dürfte niemanden überraschen (wer hält schon langweilige Nachrichten für mitteilenswert?), aber auch „überraschend“ und „nützlich“ hätte man auch so erwartet. Regen in Hamburg interessiert eigentlich niemanden, Schnee auf Hawaii hingegen schon. Am erfolgreichsten sind hierbei Artikel, die einen praktischen Nutzen haben – kein Wunder, dass in vielen Onlineangeboten „Praktische Verbrauchertipps“ etc. zum Standardangebot gehören.
- (Autoren-)Namen ziehen. Artikel von namhaften Autoren werden öfter weitergeleitet als Artikel von unbekannten Autoren.
- Frauen sind die besseren Autoren, zumindest wenn man die Zahl der Empfehlungen zum Maßstab nimmt.
- Witzigkeit kennt keine (Online-)Grenzen: Humor verbreitet sich noch immer am erfolgreichsten. Da gibt es offensichtlich keinen Unterschied zwischen der altehrwürdigen New York Times und den Clips auf YouTube.
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