6. December 2024

Zeitungskrise: Onliner sehen Print nicht kurz vor dem Aussterben

Surfer geben der klassischen Zeitung eine Zukunft – aber in gewissen Grenzen: Das Spectos-Institut hat insgesamt 1.728 Internet-User über ihr Verhältnis zu Zeitungen, Nachrichten und der Mediennutzung befragt. Das Ergebnis ist eher durchwachsen, insgesamt fielen die Antworten folgendermaßen aus:

  • Auf die Frage „Denken Sie persönlich, dass gedruckte Zeitungen in Zukunft aussterben werden?“ antworteten 26,4 Prozent mit Ja, 73,6 Prozent mit Nein. Knapp drei Viertel aller User gehen also davon aus, dass Print eine Zukunft hat – angesichts der im Netz gängigen Beschimpfung des „Totholzes“ doch ein eher hoher Wert.
  • Die Qualität von Zeitungen wurde sehr hoch eingeschätzt, auf die Frage „Wie zufrieden sind Sie mit der Qualität der erhältlichen gedruckten Zeitungen?“ erhielten die Blätter auf einer Skala von 1 bis 5 einen Punktedurchschnitt von 3,8.
  • Die Gründe für das Zeitungssterben werden hauptsächlich in den Kosten gesehen, auf die Frage „Viele Menschen haben heutzutage kein Abonnement mehr für gedruckte Zeitungen, Zeitschriften oder Magazine. Was denken Sie, was ist der Hauptgrund?“ gaben 38.95 Prozent an, dass die Informationen kostenlos im Internet verfügbar sind, 31.29 Prozent, dass die Abos zu teuer sind, 25.1 Prozent monierten die fehlende Zeit zum regelmäßigen Lesen und 4,66 Prozent machten ein Desinteresse an Nachrichten aus. Bedenkt man, dass „kostenlose Informationen im Internet“ und „teure Abos“ zusammenhängen, dann ist der Kostenblock für 70 Prozent entscheidend.
  • Gefragt, ob die Surfer selbst noch ein Abo („In der Vergangenheit war immer wieder vom „Zeitungssterben“ zu hören. Besitzen Sie noch ein Zeitungs-Abonnement für gedruckte Zeitungen, Zeitschriften oder Magazine?“) besitzen, bejahten 65,9 Prozent die Frage, 34,1 Prozent verneinten sie.
  • Das Ergebnis zur bevorzugten Nachrichtenquelle überrascht auch, die Frage „Es gibt verschiedene Wege, sich über aktuelle Nachrichten zu informieren. Welche Möglichkeit nutzen Sie am liebsten?“ wurde zu 45,5 Prozent mit Fernsehen, 37,5 Prozent mit der gedruckten Zeitung, 12,3 Prozent mit Online-Zeitungen und mageren 2,2 Prozent mit mobilen Zeitungen (Apps) beantwortet.

Insgesamt fällt auf, wie gut die Bewertungen der klassischen Print-Zeitung in der Umfage ausfällt. Dass die Abozahlen gleichzeitig seit Jahren rückläufig sind – und damit auch die Werbeeinnahmen; Görs Communications berichtete hier im Blog – lässt sich nur sehr schwer aus der Umfrage herleiten. Am ehesten trifft noch die Redewendung aus dem Matthäus-Evangelium zu: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ zu. Im Prinzip schätzt man Zeitungen, man ist aber gleichzeitig nicht bereit, dafür auch zu zahlen.

 

Diesen und weitere Blog-Artikel zu Public Relations (PR), Content, Marketing, Digitalisierung und Kommunikation gibt es im Görs Communications Blog auf https://www.goers-communications.de/pr-werbung-beratung/blog

Wann geht ein Artikel viral?

Neue Zahlen zur alten Frage, wann ein Artikel stark geteilt wird: Zwei Professoren der University of Pennsylvania haben die Statistiken des Onlineangebotes der New York Times untersucht. Für die Studie „What Makes Online Content Viral?“ wurde den beiden Professoren Zugang auf die Auswertungen der „per Mail weiterempfehlen“-Funktion der New York Times gewährt, die Professoren haben auf Grundlage dieser Zahlenbasis ermittelt, wie ein Artikel rein statistisch beschaffen sein muss, damit er von den Lesern häufig geteilt wird.

Folgende Ergebnisse wurden dabei zutage gefördert:

  • Size matters: Je länger, desto häufiger wird geteilt. Das Ergebnis verwundert etwas, wenn man sich die allenthalben erhobenen Klagen über die sinkende Aufmerksamkeitsspanne im Internetzeitalter vergegenwärtigt, aber die Zahlen der beiden Professoren weisen recht eindeutig aus, dass längere Artikel häufiger als kurze Artikel geteilt werden. Andererseits ist das Ergebnis aber insbesondere für Journalisten aber auch beruhigend: Der größere Aufwand lohnt sich offensichtlich, mit Kurzmeldungen, die hauptsächlich aus Presseagentur-Material bestehen, gewinnt man keinen Blumentopf.
  • Wut, Furcht und Angst ziehen, Traurigkeit dagegen nicht. Je höher das Involvement ist, desto häufiger wird ein Artikel geteilt. Artikel, die Wut, Furcht und Angst („anger, awe, or anxiety“) auslösen, fesseln den Leser so sehr, dass er ihn mit Freunden/Bekannten teilt. Traurige Artikel hingegen sind eher ein Downer und werden deshalb kaum geteilt. Am effektivsten von allen Gefühlen ist die Wut, was auch nicht weiter verwundert, wenn man sich etwa in Deutschland Artikel über die GEZ-Gebühr und überhöhte Intendanten-Gehälter anschaut, die in steter Regelmäßigkeit in den sozialen Netzwerken die Runde machen.
  • Emotionen auslösen. Artikel, die sehr sachlich geschrieben sind, werden kaum geteilt, Artikel dagegen, bei den das Herzblut der Autoren durchscheint, erfreuen sich hoher Beliebtheit.
  • Nützliche, überraschende und interessante Meldungen verbreiten sich stärker. „Interessant“ dürfte niemanden überraschen (wer hält schon langweilige Nachrichten für mitteilenswert?), aber auch „überraschend“ und „nützlich“ hätte man auch so erwartet. Regen in Hamburg interessiert eigentlich niemanden, Schnee auf Hawaii hingegen schon. Am erfolgreichsten sind hierbei Artikel, die einen praktischen Nutzen haben – kein Wunder, dass in vielen Onlineangeboten „Praktische Verbrauchertipps“ etc. zum Standardangebot gehören.
  • (Autoren-)Namen ziehen. Artikel von namhaften Autoren werden öfter weitergeleitet als Artikel von unbekannten Autoren.
  • Frauen sind die besseren Autoren, zumindest wenn man die Zahl der Empfehlungen zum Maßstab nimmt.
  • Witzigkeit kennt keine (Online-)Grenzen: Humor verbreitet sich noch immer am erfolgreichsten. Da gibt es offensichtlich keinen Unterschied zwischen der altehrwürdigen New York Times und den Clips auf YouTube.

 

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