Letzten Dezember stand im Bildblog – immerhin eines der bekanntesten und reichweitenstärksten deutschen Blogs – folgendes geschrieben:
Ab heute geht’s für BILDblog wieder in den traditionellen Winterschlaf. Diesmal werden wir das Nickerchen aber um einen Monat verlängern, also bis Ende Januar. […] Die kleine Pause brauchen wir, um uns mal gründlich von dem ganzen Dreck der letzten Monate zu befreien. Aber vor allem aus finanziellen Gründen. […] Wir stecken viel Zeit in den Kampf gegen die täglichen Beklopptheiten, und wir machen es supergerne, aber wir müssen auch unsere Miete bezahlen. Anders gesagt: Je weniger Geld reinkommt, desto weniger Zeit können wir ins BILDbloggen investieren. Und leider kommt momentan zu wenig rein.
So eine Blogpause, die bis heute anhält, ist zunächst einmal für die Leser und Macher des Bildblogs schade – schließlich hat sich das Bildblog einen guten Ruf nicht zu Unrecht erarbeitet. Die Meldung wirft aber auch ein Licht auf die prekäre finanzielle Situation der (unabhängigen) deutschen Blogger und Blogs.
Gute Blogs kosten Zeit
Die Technik- und Internet-Euphoriker betonen immer wieder, dass „heutzutage jeder zum Publisher werden kann“. Eine Feststellung, die aus technischer Sicht auch stimmt. Ein Blog ist schnell eingerichtet, kostet bei eigenem Webspace ein paar Euro im Monat, bei https://de.wordpress.com oder https://www.blogger.com ist es sogar gänzlich kostenfrei. Potenziell kann man also ohne nennenswerte Unkosten von der ganzen Welt gelesen werden.
Auch wenn bei den meisten Blogs keine direkten Kosten anfallen, so sind die indirekten Kosten hoch, der Zeitaufwand ist einfach immens. Natürlich hat jeder Blogger mal einen Geistesblitz, der ihm kurzzeitig etwas Aufmerksamkeit bei geringem Arbeitsaufwand generiert, aber in der Regel gewinnt man neue Leser für sein Blog durch beharrliches Schreiben guter Blogposts. Und „gut“ bezieht sich nicht nur auf die Schreibweise, sondern darauf, dass die Artikel interessante Informationen enthalten und dem Leser wirkliche Neuigkeiten bieten.
Wer sich als Blogger eine größere Leserschaft aufbauen will, muss daher beständig am Ball bleiben, regelmäßig neue und spannende Posts veröffentlichen – andernfalls zieht die Karawane weiter, Blogs gibt es bekanntlich wie Sand am Meer. Postet man belanglose Dinge, fliegt man aus dem RSS-Feed, postet man länger nichts, wird man als „Blogleiche“ angesehen und niemand öffnet das Blog mehr – und Google straft einen ab.
Dazu kommt noch, dass auch private, unabhängige Blogs – ähnlich wie die Corporate Blogs beim Content Marketing – beworben werden wollen. Zu einem guten Blog gehört in der Regel auch gut gepflegte Social-Media-Accounts, durch Facebook, Twitter, Pinterest, Tumblr und Co. bindet man die Leser enger ans Blog und man erhöht die Zugriffszahlen. Diese Social-Media-Accounts sind ebenfalls kostenlos, verschlingen aber ebenfalls wieder die immens wichtige Ressource Zeit.
Kurz gesagt: Ein wirklich gutes Blog ist eine Fulltime-Angelegenheit – aber wovon will man dann das Leben finanzieren?
Wie Blogger Geld verdienen
Von seinem eigenen Blog leben können ist für viele Blogger ein Traum. Leider bleibt es in der Regel auch dabei, da die Einnahmemöglichkeiten (noch immer) sehr bescheiden sind. Im Folgenden wollen wir die gängigsten Finanzierungsmöglichkeiten für Blogs kurz vorstellen:
Das Blog mit Werbung finanzieren
Der Klassiker, weder aus Print noch aus dem Internet wegzudenken: Werbung. Dank nutzerfreundlicher Werbemodelle ist Werbung in so ziemlich jeden Blog relativ leicht und ohne großen Aufwand implementiert. Ganz vorne steht bei vielen Bloggern Google AdSense, da dort nur ein individueller JavaScript-Code eingebettet werden muss, und schon fließt das Geld. Leider jedoch auch sehr spärlich, bei ein paar hundert Blogbesuchern in der Woche reichen die Einnahmen in der Regel nur dazu aus, den eigenen Webspace zu finanzieren. Hat man mehr als tausend Besucher am Tag, reicht das durch Google AdSense generierte Geld sogar dazu aus, mal einen Kneipenabend zu finanzieren – mehr aber auch nicht, allein von Google AdSense kann wohl kein einziger deutscher Blogger leben.
Das Problem bei Werbeschaltungen im Internet sind schlichtweg die niedrigen TKP-Preise. Die Refinanzierung allein durch Werbung scheitert schon bei den großen Nachrichtenseiten, wie soll das dann einem Blogger gelingen? Hohe TKP-Preise lassen sich in der Regel nur durch stark spezialisierte Inhalte (wegen der spitzen Zielgruppe) erzielen, Reichweite – und damit Traffic – jedoch nur mit Themen, mit denen man die Allgemeinheit anspricht. Dazu kommt, dass sich hohe TKP-Preise noch am ehesten erzielen lassen, indem man direkt mit den Unternehmen/Agenturen verhandelt, denen man aufgrund der eigenen Leserschaft ein attraktives Werbeumfeld bieten kann – aber dafür müsste man schon einen eigenen Mediaberater engagieren, was für die meisten Blogs utopisch ist. Also ist Werbung für die meisten Blogger nur ein Nebengeschäft – das Geld von Google AdSense wird mitgenommen, es werden zwei oder drei direkte Werbeschaltungen eingebettet, das war es dann aber auch.
Das Blog mit Affiliate finanzieren
Ein weiter Weg sind die verschiedensten Affiliate-Modelle, die es mittlerweile am Markt gibt. In der Regel bekommt der Blogger eine Umsatzbeteilgung, wenn er im Rahmen einer Affiliate-Partnerschaft auf ein Produkt oder einen Webshop verlinkt. So ist es beispielsweise gang und gäbe, bei einer Buch-Rezension auf Amazon zu verlinken, um beim anschließenden Erwerb des Buches durch den Leser ein paar Cent mitverdienen zu können. Das Problem: Geld fließt hier auch eher spärlich, um nur die Miete für die eigene Wohnung nur durch Affiliate-Modelle zu verdienen, müsste man Buch-Rezensionen oder andere Produkttests am laufenden Band schreiben. Und das hat mit dem klassischem Bloggen schon nicht mehr viel zu tun, es ist Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Also nehmen viele Blogger das Geld, was sie durch Affiliate erzielen können, gerne mit – aber auch nur dann, wenn es nebenbei geschieht, sie also eh über ein bestimmtes Buch (Produkt, Reise, Versicherung….) schreiben wollten. Insgesamt „ganz nett“, aber zum Leben reicht es auch nicht.
Das Blog mit Product-Placement und bezahlten Inhalten finanzieren
Ein Modell, mit dem deutlich mehr Geld verdient werden kann, das aber an der Unabhängigkeit nagt: Finanzierung des Blogs mittels Product-Placement und bezahlter Inhalte. Unternehmen sind bereit, Geld für gute Produktwerbung im inhaltlichen Bereich zu zahlen, es gibt sogar professionelle Anbieter von redaktionellem Content von Agenturen und Unternehmen, das nach der Publizierung vergütet wird. Das Problem dahinter: Die Glaubwürdigkeit des Bloggers leidet enorm, wenn er sich – und seinen Blog – zum verlängerten Arm der Werbe- und SEO-Industrie macht. Außerdem hat Google mittlerweile ein Auge auf die großen Content-Vermarkter geworfen, schlimmstenfalls wird man vom Suchmaschinenriesen wegen der Linkbuilding-Services sogar abgestraft.
Da auch niemand Lust hat, eine Dauerwerbeschleife zu lesen, bietet sich eine selektive Nutzung dieses Models an, bei der die Unabhängigkeit des Bloggers nicht gefährdet ist. Gegen einen „Blog-Sponsoren“ spricht nichts, wenn dieser auch als solcher gekennzeichnet ist. Produkttests – die gerne von Unternehmen und Agenturen angeboten werden – sind auch OK, wenn man sich seine Unabhängigkeit bewahrt und ehrlich schreibt (also auch ein Produkt kritisiert, wenn es nicht gefällt). Wichtig ist zudem immer die Kennzeichnung, so ist es bei (populären) Reiseblogs häufig so, dass Reiseanbieter die Reise finanzieren – aber dann muss das auch – Transparenz geht vor! – gekennzeichnet werden.
Das Blog mit Spenden finanzieren
Ein weiterer Weg, den viele Blogs gehen, sind Spendenaufrufe. Das funktioniert in der Regel aber auch nur, wenn ein Verein – wegen der Transparenz und der steuerlichen Absetzbarkeit – hinter dem Blog steht. Hinzu kommen Möglichkeiten wie Flattr (sogenannte Social-Payment-Services), bei denen die Leser kleine Beiträge für einen guten Beitrag oder für einen guten Blog hinterlassen können. Das Problem: Flattr macht allenfalls Kleinvieh, Spendenmodelle funktionieren selbst bei Blogs wie dem oben erwähnten Bildblog nur unzureichend. Außerdem sollte man schon ein idealistisches Blog-Thema haben, um überhaupt um Spenden werben zu können. Kurz und gut, Spendenmodelle sind ganz nett, aber den Lebensunterhalt kann man sich davon auch nicht finanzieren.
Blog als Promotion in der eigenen Sache nutzen
Das letzte gängige Finanzierungsmodell ist indirekt – aber gerne genutzt. Viele Blogger nutzen ihr Blog vor allem, um sich eine Reputation im Netz aufzubauen, die anschließend monetarisiert wird. Bekannte Blog-Autoren werden gerne als Redner oder Seminarleiter engagiert, um über „ihr“ Thema oder ganz allgemein „Erfolg im Internet“ etc. zu referieren. Und das kann durchaus lukrativ sein. Gleiches gilt für Buchautoren, die sich über ihr Blog einen Leser- und Fankreis aufbauen, der sich erst mit der Veröffentlichung von Büchern bezahlt macht. Und nicht wenige Blogger landen dank ihres Erfolges am Ende bei Unternehmen und Agenturen, um dort Blogs zu betreuen.
Insgesamt muss man jedoch konsternieren, dass unter dem Strich mit Blogs nur sehr schwer Geld zu verdienen ist – ganz ohne Idealismus geht es einfach auch 2015 noch nicht.
Diesen und weitere Blog-Artikel zu Public Relations (PR), Content, Marketing, Digitalisierung und Kommunikation gibt es im Görs Communications Blog auf https://www.goers-communications.de/pr-werbung-beratung/blog